12.04.2022 / 19:30 Uhr // KUFA
Szene und Zeitgeist
Wahnfried-Direktor Sven Friedrich beleuchtet die Bayreuther „Ring“-Aufführungen von den Anfängen bis heute
Im kommenden Sommer steht in Bayreuth endlich die wegen Corona zweimal verschobene Neuinszenierung von Richard Wagners Vierteiler „Der Ring des Nibelungen“ (Dirigent: Pietari Inkinen, Regie: Valentin Schwarz) auf dem Programm. Anlass genug für einen Rückblick auf die bisherigen Festspiel-Produktionen. Dazu hat der Richard-Wagner-Verband Bamberg Dr. Sven Friedrich, den Direktor des Bayreuther Wagnermuseums, eingeladen.
Richard Wagner konzipierte seine Tetralogie „Der Ring des Nibelungen“ im revolutionären Geist des Vormärz. Die so von Beginn an in das Werk eingeschriebene Kritik der gesellschaftlichen, kulturellen, ökonomischen und politischen Zustände macht den Opern-Vierteiler zu einer Parabel auf eine durch Machtpolitik und Kapitalismus ruinierte Welt, welcher ein romantisches Idealbild von Natur, Liebe und Erlösung entgegengesetzt wird.
Dennoch erschien die Bayreuther Uraufführung 1876 in besonderer Weise als Ausdruck des Kulturselbstverständnisses des deutschen Kaiserreichs. So wurden die Festspiele in der Folge zum Symbol und Sammelbecken einer reaktionären ästhetischen Weltanschauung. Der Gegensatz von revolutionärem Geist, nationalchauvinistischer Ideologie und nostalgischen Sehnsüchten sollte Inszenierungsgeschichte und Ikonographie des „Ring“ fortan beherrschen.
Trotz und gerade wegen der Behauptung einer dezidiert unpolitischen, ja apolitischen Kunst, die zugleich mit reaktionär-völkischem und rassenantisemitischem Gedankengut aufgeladen wird, entsteht eine Ästhetik als Metapolitik, die als solche vielfältig ideologisch anschlussfähig wird. Die „Ring“-Aufführungen werden so gerade an ihrem hierfür geschaffenen Ort immer auch zum Ausdruck des jeweiligen Zeitgeists und dessen Wandel.
Der Vortrag von Dr. Sven Friedrich will diese ambivalenten Entwicklungen nachzeichnen und die Bayreuther Aufführungsgeschichte des „Ring“ als eine Art Brennglas der deutschen Kulturgeschichte beschreiben.
Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung per E-Mail an anmeldung-rwv-bamberg@t-online.de ist obligatorisch.